
Ho, Ho, Ho !
Eine Hommage an den Nikolaus – und auch an unseren Großvater Karl* …
Gegenüber vom früheren Lerbacher Hirtenhaus, also direkt unterhalb vom Schützenhaus im Lerbacher Ortszentrum – bin ich mit meinen Geschwistern im Haus Nr. 70 mit unserer ostfriesischen Mutter Gerdine, geb. Smid und unseren Ur-Lerbacher Großeltern Ida und Karl Gärtner* aufmerksam und wohlbehütet aufgewachsen. (Unser Vater Walter Gärtner wurde leider Opfer des Krieges.)


Mein Großvater Karl Gärtner*, der „Kleine Karl“, auch „Cousin“ genannt, war als alter Lerbacher der erste und langjährige Rendant der ältesten Sparkasse in Deutschland und unser liebenswerter Großvater.
Er ging auch öfter in die Kirche, hat uns dorthin mitgenommen und nahm am Gottesdienst auf der Empore unterhalb der Orgel teil. Aber wöchentlich und ganz regelmäßig ging er freitags rüber ins Schützenhaus zur Concordia-Singstunde – nur mit Gesang konnte die jeweilige Woche enden.
Der „Kleine Karl“ machte im Ort alles zu Fuß und hatte viele echte und enge Freunde. Er war ein ganz zuverlässiger, gradliniger, liebenswerter, aber auch strenger Mann und hat dadurch auf meine Erziehung einen nicht unwesentlichen Einfluss ausgeübt.

Dazu gehörten „wie an Vater statt“ z.B. auch jährlich Anfang der Adventszeit seine wiederholten Fragen, ob wir auch artig, ehrlich und freundlich waren, ob wir Zankereien vermieden haben, ob wir uns die Hände und natürlich auch die Ohren ordentlich gewaschen haben, usw. … und auch, ob wir auch unsere Schuhe abends sauber geputzt für den nächsten Tag hingestellt haben?
Schließlich folgte der deutliche Hinweis auf den sicherlich bald wieder umherreisenden Nikolaus. Der Niko – wie er ihn nannte – würde sowieso alles sehen, was wir machen – aber auch, was wir unterlassen haben.
Und dann würden wir schon sehen, ob und wie Art und Umfang seiner beliebten und begehrten Gaben, aber auch Mahnungen zum Nikolaustag bei uns ankommen.
In voller Erwartung stellten wir also am Vorabend des Nikolaustages unsere geputzten Winterschuhe vor die Küchentür – und konnten und konnten nicht wirklich fest einschlafen.
Irgendwann haben wir aber doch im Halbschlaf ein Gepoltere und rumpelnden Krach auf der Holztreppe so halbwach mitgekriegt. Lange haben wir gelauscht – – – das konnte nur der Nikolaus gewesen sein!
Am nächsten Morgen – inzwischen war es der 6. Dezember, also war der Nikolaustag angebrochen. Wir Kinder sind freiwillig, aber noch ganz verschlafen früher und erwartungsvoll aufgestanden. Ganz vorsichtig haben wir nachgeschaut, was da letzte Nacht so`n Krach gemacht hat. Und tatsächlich! Wir haben es geahnt – er, der Niko mit seinem Knecht Robert hat tatsächlich in der letzten Nacht den Krach verursacht. Aber trotz Dunkelheit hat er unsere geputzten Stiefel gefunden!

Im Stiefel meiner „braven“ Schwester Karla war die ganze Pracht schöner Gaben sofort sichtbar. Und es stand sogar ein prall gefüllter Teller daneben. Einige prächtige Äpfel, Birnen und sogar getrocknete Zwetschgen – also herrliches Obst, wie wir es sonst und ganz erstaunt nur genauso aus dem Obstgarten hinter Opa Karls Wohnhaus kannten.
Das war eine riesengroße Überraschung, denn so tolles Obst hatte also nun auch der Niko in seinem Sack für uns mitgebracht.
In den geputzten Stiefeln von uns Zwillingen Engelke und Wolfgang haben wir auch noch Gebäck und Nüsse gefunden und ein paar Apfelsinen und Mandarinen.
Außerdem allerdings auch für uns „Brüderchen“ überraschenderweise eine Rute! Damit war uns klar, dass der Nikolaus tatsächlich auch mitgekriegt hatte, daß mein Zwillingsbruder ganz heimlich in Oma Ida´s Speisekammer von ihrem leckeren Lerbacher Zuckerkuchen mit den köstlichen Butter-Zucker-Inseln – vorbereitet von unserer Oma Ida und auf dem Blech gebacken vom Bäcker Fritz Biel – genascht hatte.

Er, der Nikolaus war also tatsächlich über Nacht bei uns im Haus gewesen, obwohl wir ihn vorher nie zu Gesicht bekommen hatten.
Aber viele andere Kinder kannten den Niko persönlich, denn er wurde auch schon gesichtet und miterlebt, wenn er mit großem TamTam z.B. in Kindergärten mit vielen Kindern seinen schweren, winterlichen Dienst wirkungsvoll und beeindruckend ausgeübt hat.

Was bleibt ist also die Erinnerung an einen ganz liebevollen, verständnisvollen Nikolaus, der jedes Jahr immer wieder kommt und schon damals ganz erstaunliche Ähnlichkeiten und immer noch mit den gutmütigen Eigenschaften unseres Großvaters Karl* hat…


Und nun kennt Ihr Alle die wahre Geschichte …
… im Advent 2025
