Der Schweizer Kanton Wallis gilt ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als die Wiege des professionellen Alpinismus.
Von den 82 Viertausender-Gipfeln der Alpen umgeben 33 Zermatt im Kanton Wallis. Das Mattertal weist damit die höchste Konzentration von Viertausendern in den Alpen auf.
Hier der 5. Bericht (von 6) von Günther Koch:
Bergsteigen in den Walliser Alpen
Im Juli 1987 sind wir vom Kleinwalsertal kommend mit unserem österreichischen Bergführer Georg in Zermatt in den Walliser Alpen angekommen.
Im Zermatter Bergführerbüro zerplatzt aber unser Matterhorn-Traum wegen schlechter Bedingungen am Berg. Zuviel Schnee, Steinschlag und Lawinengefahr. Die Zermatter Bergführer raten uns dringend ab vom Matterhorn.
Als Alternative wird uns das Zinalrothorn, 4221 m empfohlen.
Das Zinalrothorn gilt als schönster Kletter-Viertausender in den Walliser Alpen, nahe Zermatt. Für den Bergsteiger ein luftiger Felsentanz über dem Zmuttertal. Mit respektvoller Freude betrachte ich das Natur-Schauspiel – was mir hier an diesem Abend geboten wird – mit dem Gedanken: Morgen wollen wir dort hinauf.
Der Aufstieg Richtung Zinalrothorn beginnt hinter dem Bahnhof von Zermatt. Von dort führt ein steiler Weg zur Rothornhütte auf 3198 m Höhe. Das ist in 4-5 Stunden mit ca. 1200 Höhenmeter zu ersteigen.
Die Rothornhütte der Sektion Oberaargau des Schweizer Alpen-Clubs befindet sich auf einer Höhe von 3.198 Metern. Damit thront das 1949 erbaute Steinhaus hoch über dem Ort Zermatt.
Anstieg zur Rothornhütte (c) Zermatt Tourismus, Fabienne Fux-Schaller
Über der Hütte lockt das Zinalrothorn (4221 Meter) Bergsteiger an. Mit dem Obergabelhorn ist zudem noch ein weiterer Viertausender ganz in der Nähe.
Ein tolles Panorama genießt man bereits von der Rothornhütte selbst. Von dort hat man auch das Monte-Rosa-Massiv und das Matterhorn im Blick.
Nach einer Nacht in der Rothornhütte besteigen wir zum Einlaufen das Wellhorn. Das Wellhorn ist ein eher leicht zu erklimmender 3000-er und liegt gegenüber dem Zinalrothorn.
Joachim verletzt sich leider und kann nur noch mit Schmerzen klettern und laufen.
Am nächsten Morgen: Bergführer Georg und ich starten. Joachim muss wegen seiner Verletzung am Wellhorn,in der Rothornhütte bleiben.
Azurblauer Himmel, strahlende Sonne und ein Klettern, wie man es sich schöner nicht wünschen kann, erwarten uns.
Deswegen gehe ich in die Berge.
Das nächste Ziel ist der Dent Blanche, 4357 m.
Von Zermatt bis zum Dent Blanche ist es unter der Nordwand des Matterhorns hindurch ein schweißtreibender Anmarsch.
Der Dent Blanche, 4357 m wird als Viertausender für Bergsteiger mit anspruchsvoller alpiner Hochtouren-Erfahrung beschrieben.
Am Fuß des Dent Blanche angekommen, finden wir nach langem Suchen im dichten Nebel mit Kompass und Karte endlich die Dent Blanche Hütte.
Die im Sommer bewartete Hütte liegt auf einer Höhe von 3507 m ü. M. auf dem Gebiet der Gemeinde Evolène und ist Ausgangspunkt zur Besteigung der Dent Blanche. Die Dent-Blanche-Hütte wurde 1931 … errichtet und 1951 vergrössert. (c) Wikipedia
Aufstieg am nächsten Morgen, keine guten Aussichten, der Fels ist von einer dünnen Eisschicht überzogen. Steigeisen sind dringend erforderlich. Nach einigem Zögern gehen wir los.
Auf halber Höhe verlassen wir den stark vereisten Grat und queren in die Wand, wo wir ein paar Haken entdeckt haben. Endlich können wir uns einigermaßen sichern.
Oben! Teilweise im vereisten 4. Schwierigkeits Grad. Meine schwerste und gefährlichste Kletterei dieser Tour. Ich atme tief durch und bin glücklich.
Noch hat der Tag kein Ende. Nach dem Abstieg vom Gipfel folgt der lange Marsch zurück nach Zermatt.
Der lange Rückweg ins Tal wird bei guter Sicht begleitet von ständig wechselnden grandiosen Rundum-Ausblicken bis hin zum Tete Blanche im Westen, dem Matterhorn und Monte Rosa mit der Dufourspitze mit 4634 m Höhe im Süden, zum Gornergrat im Osten oder zum Dent Blanche und Zinalrothorm im Norden.
Die Rückehr ins Tal wird erreicht über die bewohnten Weiler Zmutt, 1936 m und Furi, 1867 m bis hinunter nach Zermatt auf 1608 m ü.M..
Beste Grüße
Wolfgang Gärtner
email: gaertner@interform.de
Bilder – sofern nicht anders bezeichnet – von Günther Koch
Weitere Bildberichte über hohe Berge, die Günther Koch bestiegen hat, folgen in Kürze.
Bisher sind erschienen auf www.lerbach.de:
– Bergsteigen im Harz und an der Zugspitze
– Bergsteigen in Bolivien
– Bergsteigen im Berner Oberland
– Bergsteigen im Kleinwalsertal
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